Wieviel Freiheit wollen wir opfern?

Karel Tromstein bricht aus dem Korsett der digitalen Kontrolle aus. Er bricht Regeln, Gesetze, muss fliehen – nur um dabei in eine noch schlimmere Gefangenschaft zu geraten.

Wieviel Freiheit sind wir heute bereit zu opfern, um sicher zu leben? In einer Zeit, in der grundlegende Freiheiten des menschlichen Lebens – Versammlungen, freie Berufsausübung, Reiseverkehr, Kultur, Gesang, unvermummtes Auftreten, das Verlassen des eigenen Hauses, der Besuch von Freunden, das Trinken von Alkohol, u.s.w. – auf eine Weise beschränkt werden, die wir bisher nur in Geschichten aus Saudi-Arabien kannten, ist diese Frage keine philosophische mehr. Sie ist aus dem verstaubten Elfenbeinturm der Philosophie herausgetreten und hat sich in der Einkaufspassage niedergelassen. Sie ist aus hochtrabenden Fachbüchern auf die Titelseiten der Tagespresse gesprungen. Sie, die vorher ein akademisches Thema für Ethikprofessoren und Theologen, war,  ist zum Zündstoff für Familienzoff geworden und erscheint heute auf den Plakaten von Teilnehmern verbotener Demonstrationen.

Wollen wir Menschen eigentlich frei sein?

Dazu hat sich der Großinquisitor in der gleichnamigen Binnengeschichte in Dostojewskis Roman „Die Brüder Karamasow“ knallhart geäußert: „Doch wisse,“ belehrt er niemand geringeren als den zurückgekehrten Christus, „ dass diese Menschen gerade heutzutage mehr als je überzeugt sind, vollkommen frei zu sein; und dabei haben sie selbst uns ihre Freiheit gebracht und sie uns gehorsam zu Füßen gelegt.“

Ja natürlich, wir wollen frei sein und behaupten, es sein zu wollen. Aber wir täuschen uns nur zu gerne selbst. Zur Freiheit gehören nämlich Entscheidungen. Und die scheuen wir insgeheim, wie der Teufel das Weihwasser. Es ist viel bequemer, seine Verantwortung abzugeben: Der Arzt soll entscheiden, wie wir gesund werden, die Politiker sollen entscheiden, was zu tun ist, die Wissenschaftler sollen entscheiden, was richtig ist – nur wir, wir wollen eigentlich gar nicht entscheiden. Und obwohl wir eigentlich gerne frei wären, geben wir deshalb nur zu gerne unsere Freiheit ab.

Warum ist das eigentlich so?

Demnächst mehr dazu.

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26 Kommentare zu „Wieviel Freiheit wollen wir opfern?“

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